Frankfurter Neue Presse, 24.12.2004
Von Panagiotis Koutoumanos
Veräußerung verbessert Ergebnis des angeschlagenen Instituts zunächst nicht
Frankfurt. Die Frankfurter Sparkasse hat sich fast vollständig von
ihrem Immobilienbesitz getrennt. Wie gestern bekannt wurde, hat das
finanziell Not leidende Institut bereits am Mittwoch 57 Objekte in
Frankfurt und der unmittelbaren Umgebung veräußert. Damit verbleibt
neben dem Firmen-Hauptsitz in der Neuen Mainzer Straße 47-53 nur noch
eine weitere Immobilie (Neue Mainzer Straße 59) im Eigentum der
Sparkasse.
Die veräußerte Gebäude-Gruppe beherbergt größtenteils
Geschäftsstellen der 1822 und umfasst so bekannte Adressen wie den Frankfurter Börsenplatz, die
Hauptwache, die Goethestraße und das so genannte Bienenkorbhaus an der
Konstablerwache, das erste Hochhaus in Frankfurt.
Käufer der 57 Objekte sind die Deutsche Immobilien Chancen AG (DIC)
in Frankfurt und die Morgan Stanley Real Estate Fund als
Investment-Partner. Sie haben
nach eigenen Angaben rund 150 Millionen Euro in den Kauf der Immobilien
investiert. Der Kaufpreis liege «knapp darunter», sagte
DIC-Vorstandschef Ulrich Höller auf Anfrage die genaue Summe wollten
gestern weder er noch die Frankfurter Sparkasse nennen. «Wir haben
jedenfalls nichts draufbezahlt», sagte ein Sparkassen-Sprecher.
Mit der Übernahme erhöhe sich der gemanagte Immobilien-Bestand der DIC
auf mehr als 600 Millionen Euro, so Höller. Die Gesellschaft ist auf
gewerbliche Immobilien in Deutschland spezialisiert.
Auch im Falle der nun übernommenen Gebäude, die eine Nutzfläche von
knapp 80 000 Quadratmeter umfassen, sind den Angaben nach kaum
Privatmieter betroffen. «Bezogen auf die Mieterlöse, liegt der Anteil
der gewerblichen Nutzung bei etwa 90 Prozent», sagte Höller. Wie er
versicherte, seien keine gravierenden Veränderungen bei den Immobilien
geplant.
Die Sparkasse bestätigte, dass sie in fast allen verkauften
Gebäuden ihre Filialen als Mieter langfristig erhalten werde. In den
vergangenen Jahren hat die Fraspa die Zahl ihrer Geschäftsstellen und
Selbstbedienungsfilialen auf insgesamt 70 reduziert. «Damit sind wir
heute da, wo wir sein sollten», sagte der Sprecher. Fraspa-Vorstand
Wolfgang Teppe begründete den Verkauf mit der Konzentration auf das
Kerngeschäft.
Eine direkte Ergebnis-Verbesserung beschert der Immobilien-Verkauf der
Frankfurter Sparkasse zunächst nicht: Das Institut, das für dieses Jahr
einen Vorsteuerverlust erwartet, hatte seinen Immobilienbestand bereits
im Jahr 2002 ausgegliedert: in die nun verkaufte Gruppe mit dem Titel
«Zweite Veritas» sowie die «Erste Veritas», in der die Immobilie in der
Mainzer Landstraße verbleibt. Damit hatte das Institut vor zwei Jahren
Nettoerträge in Höhe von 116 Millionen Euro gehoben. 42 Millionen davon
wurden für Restrukturierungsmaßnahmen sowie den Sozialplan für den
Abbau von 553 Stellen benötigt. Der Rest wanderte in die stillen
Reserven. Deren umfangreiche Realisierung belastet heute mehr denn je
das Zinsergebnis und damit die Ertragssituation der Sparkasse. Nach dem
erheblichen Substanzverlust der vergangenen Jahre in Form hoher
Wertberichtigungen von Immobilien und Krediten sind zudem die stillen
Reserven deutlich geschrumpft: Neben dem bilanziellen Eigenkapital von
530 Millionen Euro verfügt das Institut nur über Vorsorge-Reserven von
25 Millionen und sonstige stille Reserven von 60 Millionen Euro.
Mit dem Verkauf der Immobilien kann die Sparkasse künftig zumindest
weitere Wertberichtigungen auf die Gebäude vermeiden und damit die
Risikovorsorge mindern.
An der geringen Risikotragfähigkeit des Instituts ändert der Verkauf
aber nichts. Sie ist der Hauptgrund für die derzeitigen Gespräche zur
Übernahme der fünftgrößten
deutschen Sparkasse durch die Landesbank Hessen Thüringen (Helaba) oder
zumindest einer gesellschaftsrechtlichen Verbindung innerhalb dieser
öffentlich-rechtlichen Säule des Bankensystems. Die derzeitigen Träger
die Polytechnische Gesellschaft und die Stadt Frankfurt wollen kein
neues Eigenkapital zur Verfügung stellen. Allein kann die Fraspa aber
nicht überleben, darüber herrscht Konsens. Bis zum 28. Februar wollen
die Eigentümer exklusiv mit der Helaba verhandeln. Um nach eigenem
Bekunden den viel beschworenen Bürgercharakter des im Jahr 1822
gegründeten Instituts zu erhalten, bemühen sich Politik und Träger
zunächst um diese Lösung innerhalb der
Sparkassen-Organisation, bevor sie nach einem strategischen Partner im
privaten Bankensektor suchen.
Printausgabe vom 24.12.2004
Deutsche Immobilien Chancen AG & Co. KGaA
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60311 Frankfurt am Main
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