Frankfurter Rundschau, 18.10.2005
Eigentümer sind die Deutsche Immobilien Chancen und Morgan Stanley / Stillschweigen über Kaufpreis
Frankfurt. Die Geschichte dieses großen Industrie-Areals reicht rund
130 Jahre zurück. Die Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt ist 1873
gegründet worden. Das älteste Bauwerk aus der Zeit davor ist die 1823
errichtete, denkmalgeschützte klassizistische Villa Untermainkai 4, das
heutige Gästehaus „Degussa-Haus“. Die meisten der rundherum
entstandenen Bürogebäude sind in der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts gebaut worden, die jüngsten stammen aus den 80er Jahren.
Ein Sprecher der DIC wollte sich am Monatag zum Kaufpreis nicht äußern:
„Wir haben Stillschweigen vereinbart.“ Auch vom zuständigen
Degussa-Vorstand Thomas Schoeneberg gab es gestern dazu kein Wort –
Immobilienkreise bezifferten den Preis für das rund 20 000 Quadratmeter
große Degussa-Areal auf 170 Millionen Euro.
Degussa bleibt vorerst Mieter
Freilich: Degussa, das seine Zentrale vor Jahren nach Düsseldorf
verlegt hat, bleibt Mieter eines „Großteils der Immobilien“, so
Schoeneberg. Der Eigentumsübergang ist für den 31. Dezember 2005
vorgesehen, zum gleichen Zeitpunkt läuft der Mietvertrag an, der auf
zehn Jahre geschlossen wird. Wann also die heute noch 950
Degussa-Mitarbeiter das Gelände tatsächlich verlassen und die geplante
städtebauliche Umgestaltung beginnen kann, war gestern völlig offen.
„70 Prozent der Gebäude werden weiter von Degussa genutzt“, sagte der
Standort-Leiter Klaus Finger. Die Frankfurter Mitarbeiter gingen auch
„davon aus, dass es in den nächsten drei bis vier Jahren keine internen
Umzüge hier in der Weißfrauenstraße gibt“. Die Bürogebäude werden in
diesen Wochen und Monaten sogar noch renoviert.
Der DIC-Sprecher versicherte aber zugleich, dass seine Gesellschaft als
neue Eigentümer jetzt nicht jahrelang mit der städtebaulichen Umwidmung
und Umgestaltung warten werde. Dies sei wirtschaftlich unrentabel. Die
DIC stehe „im Gespräch mit der Stadt“ über die neue Bebauung am Rande
der zerstörten Altstadt Frankfurts.
Auch das städtische Planungsdezernat ging gestern davon aus, dass die
Umgestaltung des Degussa-Geländes, das sich Planer wieder als ein
offenes Quartier mit eher kleinteiliger Bebauung wünschen, nicht mehr
lange auf sich warten lassen werde. Die Gespräche darüber begannen aber
erst nach dem beurkundeten Eigentumswechsel.
Hochhaus als Tor zur Stadt
Eine städtebauliche Entwicklung sei auch in Teilabschnitten und
einzelnen Schritten möglich, hieß es bei der Stadt. Planungsdezernent
Edwin Schwarz (CDU) hält bekanntlich ein Bürohochhaus an der Ecke Neue
Mainzer Straße/Untermainkai für zulässig. Das Hochhaus würde nach
dieser Ansicht mit dem gegenüber liegenden National-Haus ein Tor zur
Innenstadt bilden. Vor allem aber wünscht sich der Planungsdezernent
den Bau von Wohnungen.
Das weitläufige Degussa-Gelände, das gegenüber dem Karmeliterkloster
beginnt, war seit Jahrzehnten abgesperrt und nicht öffentlich
zugänglich. Es soll durch Stichstraßen auch zum Main hin künftig
durchgängig gemacht werden. Stadtrat Edwin Schwarz ist dafür, die vom
Architekten Christoph Mäckler propagierte Idee eines erneuerten „weißen
Mainprospekts“ auf zunehmen. Entlang des Untermainkais, wo mit dem
„Degussa-Haus“ der Stadtbaumeisters Friedrich Christian Hess noch ein
klassizistischer Bau im Original erhalten ist, soll eine Reihe
repräsentativer Stadthäuser entstehen. Auch das klassizistische Relikt
ist mit dem Gelände verkauft worden.
Claus-Jürgen Göpfert,
Claudia
Michels
m
Deutsche Immobilien Chancen AG & Co. KGaA
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